Im August entschied ein Richter, dass Google ein Monopol auf Internetsuchen habe. Medienberichten zufolge möchte die US-Regierung nun die Abspaltung des Chrome-Browsers fordern.
Nachdem ein Gericht im August entschieden hatte, dass Google ein Monopol auf Internetsuchen hat, sind die Konsequenzen dieser Entscheidung nun fraglich.
Die US-Regierung treibt offenbar ihren Plan zur Zerschlagung von Google voran. Medienberichten zufolge will sie vor Gericht den Suchmaschinenanbieter dazu zwingen, sich von ihrem Webbrowser Chrome zu trennen. Das Justizministerium wolle die Maßnahme im Wettbewerbsprozess gegen Google in Washington vorschlagen, schreibt der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Personen mit Kenntnis davon.
In dem Prozess, der als wichtigster Kartellfall der letzten zwanzig Jahre gilt, kam es im August zu einem historischen Urteil: Richter Amit Mehta entschied, dass das Google-Unternehmen Alphabet ein Monopol auf Internetsuchen habe und verteidigte es mit unlauteren Mitteln gegen die Konkurrenz. In den Vereinigten Staaten und in Europa erfolgen mehr als 90 % der Internetsuchen über die Suchmaschine Google.
Mit dem Urteil ebnete Mehta den Weg für ein Folgeverfahren, das zur Zerschlagung von Alphabet führen könnte. In diesem Prozess konzentriert sich die Regierung nun auf Chrome.
Der am häufigsten verwendete Browser der Welt
Google Chrome ist der meistgenutzte Browser der Welt. In den USA hat es einen Marktanteil von 60 %, weltweit sogar von zwei Dritteln. Chrome-Nutzer nutzen typischerweise auch die Google-Suchmaschine. Wie alle anderen Google-Apps ist Chrome auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android vorinstalliert.
Aber Google ist nicht nur die Standardsuchmaschine im Chrome-Browser. Nach Angaben des Gerichts zahlte Alphabet im Jahr 2021 mehr als 26 Milliarden US-Dollar an Elektronikhersteller, um die Google-Suche standardmäßig in den Internetbrowsern ihrer Geräte einzurichten. Schätzungen zufolge sichert sich das Unternehmen damit den Löwenanteil des Marktes für Online-Suchmaschinenwerbung, der weltweit rund 200 Milliarden Dollar wert ist.
Richter Mehta argumentierte in seinem Urteil vom August, dass Google die überwiegende Mehrheit der Zugangspunkte kontrolliert, über die Verbraucher im Internet suchen. Laut Wettbewerbsbeobachtern ist Chrome der wichtigste dieser Zugangspunkte. Noch drastischere Überlegungen, eine Abspaltung des Android-Smartphone-Systems durch Alphabet zu fordern, seien aufgegeben worden, schrieb Bloomberg.
Wettbewerber sollten Zugriff auf die Daten haben
Auch der Chrome-Browser sammelt Daten, die für das Werbegeschäft von Google wichtig sind. Das Justizministerium will offenbar auch von Google verlangen, Konkurrenten Zugang zu einigen dieser Daten zu gewähren. Darüber hinaus soll es für Website-Betreiber einfacher werden, der Verwendung ihrer Daten zum Training künstlicher Intelligenz zu widersprechen.
Das Gericht hat für April eine zweiwöchige Anhörung angesetzt, um zu prüfen, welche Änderungen Google vornehmen muss. Eine endgültige Entscheidung wird voraussichtlich im August 2025 fallen.
Das US-Justizministerium hat sich zu den jüngsten Medienberichten noch nicht geäußert. Alphabet beschrieb das Vorgehen des Ministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters als „eine radikale Agenda, die weit über die rechtlichen Fragen in diesem Fall hinausgeht“ und den Verbrauchern schade. Das Unternehmen sagte, es werde gegen die Entscheidung des Bezirksrichters Berufung einlegen.
Trump könnte die Pläne durchkreuzen
Sollte die erzwungene Trennung von Chrome tatsächlich stattfinden, wäre dies einer der aggressivsten Versuche der Regierung von Joe Biden, die vermeintlichen Monopole großer Technologieunternehmen einzudämmen. Das Wettbewerbsverfahren gegen Google begann während der ersten Präsidentschaft von Donald Trump. Seine Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten könnte nun großen Einfluss auf den Fall haben.
Zwei Monate vor der Wahl kündigte Trump an, dass er Google strafrechtlich verfolgen werde, weil er der Meinung sei, dass die Suchmaschine gegen ihn voreingenommen sei. Wochen später äußerte er jedoch seine Besorgnis über die Auswirkungen eines möglichen Bruchs auf die Wettbewerbsfähigkeit mit China und stellte die Angemessenheit dieses Ansatzes in Frage.
Es ist unklar, ob die Regelung wirksam ist
Ob die Dominanz von Google durch Regulierung gebrochen werden kann, ist umstritten. Die EU ist den Amerikanern in ihrem Vorgehen gegen das Unternehmen bereits einen Schritt voraus: Seit 2018 zwingt Brüssel das Unternehmen dazu, Nutzern von Android-Smartphones standardmäßig andere Suchmaschinen vorzuschlagen. Apple muss dies auch auf iPhones tun.
Allerdings ist der Marktanteil der Suchmaschine Google in Europa nicht zurückgegangen, wie Daten des Dienstes Statcounter zeigen. Die meisten Nutzer wählen offensichtlich weiterhin Google als Standard. Die bisherigen Erfahrungen in der EU zeigen, dass der Einfluss von Politik und Regulierungsbehörden begrenzt ist.